Über die Freude der Bekanntschaft

Zwischenmenschliche Beziehungen Teil 1

Eine Bekanntschaft ist die unverbindlichste Form einer Verbindung zwischen zwei Menschen. Es ist jemand, dessen Namen Du kennst, dessen Interessen Du in der einen oder anderen Form teilst und über den Du gerade so viel weißt, dass ein gelegentlicher sozialer Umgang bequem möglich ist. Das kannst Du mit Umgang im sozialen Umfeld benennen. Dran ist nicht Schlechtes, ganz im Gegenteil. Daraus rekrutieren sich Deine späteren Freundschaften.

Teil der Serie “Zwischenmenschliche Beziehungen”:
1. Über die Freude der Bekanntschaft
2. Nutze das Geschenk der Freundschaft
3. Beziehung und Partnerschaft richtig leben
4. Beziehung retten – Beziehungstipps

News-BekanntschaftEin Bekannter kann ein Sportkamerad sein, der immer zur gleichen Stunde mit Dir im Fitnesstudio trainiert und mit dem Du an der Fitnessbar gelegentlich ins Gespräch kommst.

Es kann eine zufällige Begegnung im Kino oder Konzert sein, wo das Schicksal euch auf nebeneinander liegende Plätze gesetzt hat. Auch beim Practitioner wird es sich ergeben, dass Du viele neue Bekannte findest. Das ist bei über 500 Teilnehmern und den täglich wechselnden Kleingruppen gar nicht anders möglich.

Wie Du Bekanntschaften machen kannst

Vielleicht glaubst Du ja, es wäre wirklich schwierig, Bekanntschaften zu”generieren”. Vielleicht aber geht es Dir wie allen Anderen und Dir passieren Bekanntschaften andauernd und von selbst. Bekanntschaft machst Du, wenn Du es willst. Sprich einfach jemanden an. Dafür wirst Du nicht bestraft. Wenn Dein Gegenüber kein Interesse an einem Gespräch hat, wird er es Dir – verbal oder nonverbal – schon vermitteln. Darf ich Dir, wenn es mit dem ersten Kontakt dann geklappt hat, einige mehr oder weniger formelle Regeln im Umgang mit Bekannten vermitteln? Ja! Wunderbar.

Achte doch im Gespräch darauf, ehrliches Interesse an Deinem Gegenüber zu zeigen. Ich finde, Du vergewaltigst Dein Gegenüber und dich selbst, wenn Du jede Begegnung als einen Brückenkopf zu Deiner Selbstdarstellung nutzt und in tödlichen Monologen Deine eigene Großartigkeit transportierst.

Der Elevator Pitch ist gut und schön… wo er passt. Wenn Du über ehrliches Interesse am Anderen eine beiderseitige Kommunikation erreichst, in der beide Teilnehmer über sich erzählen und sich austauschen können, ist das eine hervorragende Basis für ein gegenseitiges kennenlernen. Wenn es das Ergebnis eines solchen Gespräches ist, dass Dein Gegenüber denkt”Mann, der ist aber toll…!”, dann hast Du Dein Ziel besser erreicht, als ihm in jedem zweiten Satz eines Monologs unter die Nase zu reiben, warum Du so absolut grandios bist.

Meistens bauen gerade Unsichere eine Mauer aus projizierter Großartigkeit auf, die einer eingehenderen Betrachtung niemals standhalten würde. Aber daran sind sie ja auch gar nicht interessiert. Es gibt ja noch so viele”Opfer”, die zur Zielscheibe solcher Verbalvergewaltugungen werden können. Ich finde, es ist eine gute Basis für ein erstes Gespräch über die offensichtliche Gemeinsamkeit hinaus (Beispiel: das Interesse am NLP) mögliche weitere Gemeinsamkeiten herauszufinden. Für eine mögliche spätere Freundschaft oder sogar Partnerschaft sollten jedenfalls mehr als eine Gemeinsamkeit vorhanden sein, sonst hält nach meiner Erfahrung eine solche Partnerschaft nicht sehr lange.

Wieviel Kontakt braucht eine Bekanntschaft

Mit manchem Bekannten trifft man sich öfters. Entweder weil äußere Faktoren (Beispiel: Fitnesstudio) ein regelmäßiges Treffen fördern oder weil das Interesse an einer Weiterführung dieser Bekanntschaft aus unterschiedlichsten Gründen groß ist. Nein, ich meine nicht nur den Sex! Ich kenne tatsächlich Männer, die sich im Fitnesstudio kennen gelernt haben und darüber hinaus auch gemeinsam Opern besuchen. Ihrer Liebe zur Musik, die ihre jeweiligen Freundinnen bzw. Ehefrauen nicht teilen, können sie auf diese Weise Ausdruck verleihen. Ihre Frauen machen an diesen Abenden einfach etwas anderes.

Im möglichen Verlauf einer Bekanntschaft gibt es eine weitere wichtige Regel zu beachten. Für Manchen ist es selbstverständlich, sich um seine Bekannten zu kümmern, den Kontakt zu halten, regelmäßig anzurufen und sich zu Treffen zu verabreden. NEIN, ich meine keinen”Anstupser” bei facebook und ähnliche elektronische Pseudoersatzkramsdinger. Ich meine ein richtiges Telefonat, so etwas mit Wörtern und Sätzen, so etwas mit Rede und Gegenrede.

NLP Techniken zur Vertiefung der Bekanntschaft

Ich liebe es, meine Kenntnisse im Modell von NLP zu vertiefen, indem ich im Gespräch mein Gegenüber beispielsweise in die Welt der Meta-Programme einordne. Dadurch dass ich die Zugehörigkeit zu einzelnen”Unterabteilungen” prüfe, erschließen sich für mich ganz andere Aspekte der Persönlichkeit meines Gegenübers, als wenn ich das dem Zufall des Gesprächsverlaufs überlassen würde.

Oft genug ist allerdings leider viel Passivität im Spiel. Wenn sich die Gegenseite nicht um die Fortführung des Kontaktes bemüht, schläft dieser relativ bald wieder ein. Gerade die”schüchternen Kandidaten”, die das aufeinander zugehen und Kontakt halten am dringendsten bräuchten, gerade die haben diese Eigenschaft am wenigsten. Und damit haben sie die wenigsten Sozialkontakte und damit sind sie zum Alleinsein verdammt und das führt meistens geradewegs in eine strategische Gefühlskatastrophe (häufig Depression genannt).

Die schlimmen Folgen keiner Bekanntschaft

Ich kenne das Profil dieser”Kandidaten” genau. Sie suchen das Gespräch mit mir, zum Beispiel während eines Workshops. Ihre Depression und ihr unseliges Leben stehen ihnen buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie wollen ihre depressiven Gefühle mit “NLP Schaltern” beherrschen, weil sie schon so lange in sich gefangen sind und mit sich selber auskommen müssen. Damit sind oft auch den persönlichen Skurrilitäten Türe und Tor geöffnet.

Pass nur auf, auf dem Practitioner wirst Du einige davon kennen lernen. Sie erzählen Dir Wahrnehmungsmärchen die sie wegen ihres Alleinseins halluzinieren und mangels geeigneten sozialen Abgleichs für bare Münze nehmen. Auf die Frage, wie viele Bekannte oder Freunde sie haben erhalte ich meist die Antwort: keine. Dabei ist es eine Grundregel, dass der AUSTAUSCH mit anderen Menschen, der Sozialabgleich, das vielfältige Gespräch, die Begegnungen der unterschiedlichsten Art genauso zu einem”gesunden” Leben gehören, wie regelmäßige Bewegung und vernünftige Ernährung.  Nur hat sich dieses Bewusstsein in unserer Gesellschaft noch viel weniger herumgesprochen als die Kunde vom Sport oder Ernährung.

Einige Regeln im Umgang mit Deinen Bekannten

So kannst Du aus diesem Newsletter über Bekanntschaften durchaus die eine oder andere wichtige Regel  für Dich selbst herausziehen. Ich fasse zusammen:

  1. Du brauchst Menschen (Bekanntschaften) in Deinem Leben. In jedem Augenblick Deines erwachsenen Lebens solltest Du etwa 20″aktive” Bekanntschaften haben. Nimm Dir einfach ein Blatt Papier und schreibe in einer Liste auf, wen Du alles kennst. Du wirst vielleicht überrascht sein, wie viele Menschen Du mehr oder weniger kennst und gelegentlich oder öfters Umgang mit ihnen pflegst.
  2. Aktive Bekanntschaft: Suche auch von Dir aus den Kontakt zu Deinen Bekannten. Als Faustregel gilt: einmal Du, einmal Deine Bekanntschaft. Bei manchen Menschen hängt das Segel eher zur aktiven und bei manch anderem eher zur passiven Fortführung.
  3. Halte Deine Bekanntschaften aktiv und triff Dich in regelmäßigen Zeitabständen auch persönlich. Telefon, Skype, Email und Facebook sind Hilfsmittel, aber bei weitem kein Ersatz für das persönliche Gespräch. Es ist viel einfacher für Dich, eine einmal gemachte Bekanntschaft aktiv zu halten, als dauernd neue Menschen kennen zu lernen. Am Besten ist natürlich beides.
  4. Manche Bekanntschaften vertragen lange Zeitabstände zwischen den einzelnen Treffen. Dazu zählen zum Beispiel Urlaubsbekanntschaften, die Du einmal im Jahr wieder triffst. Andere Bekanntschaften schlafen ein, wenn Du sie nicht wenigstens einmal pro Woche aktivierst.
  5. Mache auch die Menschen, mit denen Du auf Grund Deiner beruflichen Tätigkeit eher oberflächlich zu tun hast, also Kollegen, Schulkameraden, Kommilitonen zu aktiven Bekanntschaften. Die Menschen in Deiner Umgebung werden erst zu Bekannten, wenn Du Dich ihnen auf persönlicher Ebene annäherst. Ein”Hallo, wie geht’s?” zählt nicht dazu.

Wenn Du glaubst, diese Regeln nicht zu brauchen, umso besser. Beachte allerdings, dass es für viele Menschen praktisch ist, den momentanen Umgang mit Menschen einmal zu quantifizieren. Hast Du genügend Kontakte für eine gesunde Psyche? Siehe oben! Lässt Du Dich eher anrufen, als selbst zum Telefon zu greifen? Siehe oben!

Vielleicht führt dieser kleine Artikel dazu, dass Du alte”Bekannte”, die Du schon lange nicht mehr angerufen hast, einmal von Dir aus zu einem Gespräch einlädst. Dann hätte ich mein Ziel erreicht.

Chris Mulzer | Trainer für NLP & Hypnose
Chris Mulzer | Trainer für NLP & Hypnose

Seit über 25 Jahren lehre ich Menschen das Modell von NLP und die Techniken von Hypnose. Ich glaube fest daran das jeder Mensch in sich die Ressourcen trägt um sein Leben selbständig und nach eigenen Maßstäben zu gestalten.

1 Antwort

  1. Bekanntschaften sind wichtig – die Menschen, mit denen man nicht eng befreundet ist. Sie erweitern auch deinen Horizont. Ich kenne aber auch Menschen, die zum Typ “Einzelgänger” gehören. Sie sind nicht unbedingt psychisch gestört oder depressiv. Man muss respektieren, dass sie sich gern allein beschäftigen und das auch gut können. Keine “Freunde”, sie brauchen sie nicht, sie genügen sich selbst, sind aber durchaus sozial aufgeschlossen und gern für ein Gespräch bereit.
    Es fängt ja schon bei der Frage an: Single oder Paar? Manche möchten keine Paarbeziehung mehr und sind glücklich damit. :)

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